Text von Oliver Pollendörfer

ARTHUR B. RUBINSTEIN

(31.03.1938 - 23.04.2018)

Ein persönlicher Nachruf

von Oliver Pöllendorfer

 

Ich lernte Arthur B. Rubinstein vor etwa 7 Jahren kennen, als ich ihn auf Facebook gefragt habe, ob er Lust und Zeit hätte, von Anne Kahnwald im Rahmen der Cinema World interviewt zu werden. Er zeigte sich sehr schnell als sehr höflicher und sympathischer Charakter. Mit genau dieser Höflichkeit machten wir beide alle Details für das Interview aus. Dazu schickte er uns sein Album „Obsession“ mit seiner Musik zu einem der „Symphony in the Glen“-Events.

 

Das war ehrlich gesagt auch mein erster Kontakt mit seiner Musik. Ich wusste zwar, wer er war und auch dass er allein wegen seinen Werken für einige John Badham-Filme wie War Games, Black Thunder, etc einen Ruf als graue Eminenz der Filmmusik inne hatte. Aber wirklich in Berührung kam ich mit seiner Musik bis dahin leider noch nicht.

Im Laufe der Gespräche mit ihm, bei dem wir alles Mögliche ausgemacht haben, kam plötzlich eine Frage, auf die ich so gar nicht vorbereitet war:

„Do you ever get any sleep?“

 

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich darauf antworten sollte. Gut, es war da schon knapp vor 2 Uhr mitten in der Nacht, und anscheinend war ihm bewusst, wie spät es in meiner Zeitzone war. All diese Gedanken gingen durch meinen zu dem Zeitpunkt müden Kopf.

Nach etwa gefühlten 30 Minuten (in Wirklichkeit waren es gerade mal 8) antworte ich ihm mit meinem einfachen Englisch, dass ich natürlich auch mal schlafe und eh vorhatte, gleich ins Bett zu gehen. Darauf kam dann von ihm nichts mehr, denn den weiteren Kontakt hatten wir die Tage später via Mail.

 

Doch was diesen Augenblick so besonders machte, war der Zustand, dass in dem Moment ein Komponist bei solchen Gesprächen mit mir zum ersten Mal auch privat wurde. Allein deswegen wird Arthur in meinem Herzen immer ein ganz besonderer Gesprächspartner bleiben, denn mit ihm begann dieser persönlichere Umgang in solchen Unterhaltungen.

Wie man Arthur kennt, blieb es nicht nur bei diesem einen Moment, der mir zeigte, was für ein toller Mensch er war.

 

Etwas sehr Schlimmes passierte. Bevor wir es senden konnten, ging unser erstes Interview mit ihm verloren. Natürlich mussten wir das ihm beibringen und ihn erneut um das gleiche Interviewgespräch zu bitten. Aber es dauerte einige Zeit, bis Anne und ich den Mut bekamen ihm diese durchaus schwierig zu formulierende Mail zu schreiben. Es kam sehr schnell eine Antwort, und die war wirklich typisch für unseren bisherigen Kontakt mit ihm. Natürlich war das für Arthur kein Problem und er freute sich schon sehr, wieder mit Anne zu reden. Das alles wieder in so einer absoluten Freundlichkeit, dass es uns direkt noch mehr leid tat, ihn darum zu bitten.

Dann kam dieses Interview. Es dauerte sage und schreibe gute zwei Stunden und war einfach nur fantastisch. Das erste Interview war schon toll, jedoch dieses zweite war noch besser, da er in dieses Mal in seinem Werdegang noch weiter ins Detail ging. Das hatte auch einen Grund. Zum gleichen Zeitpunkt begann er die Arbeit an seiner Autobiographie und hatte deswegen alles vor Augen.

 

Am Ende des Gespräches ging es auch um seine Lieblingsfilme. Was machte Arthur? Er zählte natürlich –wie alle anderen – ein paar auf, meinte dann jedoch, als er merkte, dass Anne fast alle nicht kannte, sagte er ihr: „Ich mach Dir eine Liste fertig mit meinen Lieblingsfilmen, die du dann, wenn du willst, mal durchgehen kannst.“ Natürlich vergaß er das nicht und die Mail mit der Liste kam kurze Zeit später. Im Lauf der Zeit sprach Anne noch zwei Mal mit ihm. Einmal ging es um John Williams und das andere Mal um Jerry Goldsmith. Beide gehörten zu seinen Lieblingsfilmkomponisten. Ein weiteres Gespräch kam leider nicht zustande.

 

Natürlich lernten Anne und ich dann auch seine Musik besser kennen, begonnen mit „Observations“.  Bei dem Titelstück wirkte der leider ebenfalls schon verstorbene Leonard Nimoy  mit und sprach den Text dazu ein. Aber auch War Games, oder seine tolle Musik für Nick of Time, bei dem der Rhythmus der Musik im Takt einer Uhr komponiert wurde. Mit der Zeit begannen wir, seine Musik sehr zu schätzen und konnten verstehen, was seine Scores für viele Filmmusik-Fans bedeuten. Jedoch in Erinnerung bleibt er für Anne und mich als dieser wunderbare Mensch, den wir durch unseren gemeinsamen persönlichen Kontakt kennen lernen durften.

Wer sich übrigens für die Liste der Filme interessiert, um sie auch einmal zu sehen und sich mit ihrer Hilfe vielleicht auch an den wunderbaren Arthur zu erinnern, hier ist sie, mit seinen persönlichen Anmerkungen:

 

The Magic Box (British)

I Know Where I’m Going (British)

Life and Death of Colonel Blimp (British)

Strangers on a Train (Hitchcock)

Rear Window (Hitchcock)

Vertigo (Hitchcock)

Jean de Florette (French)

Babbette’s Feast (Swedish)

The Horn Blows at Midnight (a terrifically goofy American fantasy with Jack Benny and a great Franz Waxman score)

On Dangerous Ground (American, for Robert Ryan, Ida Lupino and its Bernard Herrmann score)

The Man Who Would Be King (British)

The Bank Dick (W.C. Fields)

The Treasure of Sierra Madre (possibly my favorite American film)

Vacation From Marriage (Devilishly clever British WWII film)

Stagecoach (the best of John Ford/John Wayne)

The Bad and the Beautiful (Pure black & white Hollywood corn, but oh that Raksin music)

My Favorite Year (my favorite Peter O’Toole)

One That Got away (great 1957 espionage flick with Hardy Kruger)

Bad Day at Black Rock (my favorite Spencer Tracy)

Dr. Strangelove

Paths of Glory

 

Und er schrieb noch dazu: “There are so many. But these are a few that I will stop whatever I’m doing (with whoever I’m doing it) to watch.”