Eine Reise in die technische Vergangenheit
Museen haben es teilweise bereits vor dieser heutigen Zeit schwer über die Runden zu kommen. Das haben die großen Museen genauso wie die Kleinen.
Und dann gibt es da noch Museen, die man eher per Zufall findet und die eine ganz spezielle Nische ausfüllen, die nicht unbedingt dem Massenpublikum zugänglich gemacht wird, aber weil diese Museen sehr speziell und versteckt sind.
Vor ein paar Wochen hatte ich das große Vergnügen eine Privataudienz in einem kleinen beschaulichen Museum zu bekommen, welches sich bei näherer Betrachtung als alles andere als klein herausstellte. Ich besuchte das KINOMUSEUM VOLLBÜTTEL – MUSEUM FÜR KINEMATOGRAPHIE, welches bereits seit 23 Jahren existiert.
Warum gerade dieses? Nun, ich bin in dieser Gegend als junger Bub aufgewachsen. Und letzten Endes zieht es einen immer mal wieder an den Ort seiner Kindheit. Umso erfreuter war ich, als ich (trotz momentaner Schließung) einen Blick erhaschen durfte. Nach ein paar Telefonaten führte mich ein Mitglied des Filmvereins durch die neu gestalteten Hallen eines Raiffeisenlagers. Ja ihr lest richtig. Das Museum befindet sich auf einem ehemaligen Raiffeisengelände.
Ich betrat den Eingangsbereich und sofort wurde ich von einem Aufsteller begrüßt, wie man ihn aus alten Kinozeiten kennt. Ein Schalter, der eher aussieht wie eine Telefonzelle. Nur eben wesentlich kleiner. Der erste Raum war gespickt mit allerlei Plakaten und Fotos aus Kinos vergangener Tage. Interieur, Bestuhlung und allerlei Werbematerialien präsentierten sich in voller Pracht. Es sein angemerkt, dass es ich hierbei nicht um Kopien handelt, sondern um Originale aus der Zeit von anno dazumal. Eine langgezogene Glasvitrine offenbarte im ersten Zimmer verschiedene Fotokameras und deren Linsen. Es war noch nicht alles bestückt. Laut Aussage des Mitglieds des Vereins sind alle Exponate dieses Museums Stücke, die man nicht einkaufte, sondern die man geschenkt bekommen hat von Freunden des Filmes. Auf einem anderen Tisch lag eine gigantische Sammlung neu eingetroffener Dias und Super 8 Filmspulen. Diese stammten aus dem Nachlass eines verstorbenen Hobbyfilmers und Fotografen, der seine Sammlung diesem Museum vererbt hat. Welche Aufnahmen darauf zu sehen sind, konnte man mir nicht sagen, denn die Sammlung war ja gerade erst eingetroffen.
Nach diesem Raum gingen wir in den eigentlichen Hauptsaal. Und es haute mich um. Unmengen an alten Projektoren, Kameras, Stativen, Filmspulen, Lautsprecher, Werbematerialien füllen diesen Raum bis zur Decke (und darüber hinweg aus). Es sind teilweise sehr alte Projektoren dabei, wie man sie sonst nur noch aus Aufnahmen nostalgischer Natur kennt. Hier konnte man sie anfassen und dies teilweise auch bedienen. In diesen Raum selbst befindet sich ein Minikino. Die Sessel sind aus einem alten Kino aus Peine, welches abgerissen wurde. Die Beleuchtung ebenfalls. Die Helligkeit kann man mit einem alten Dimmer dementsprechend hoch oder runterfahren. Vor den Sesseln sind zwei Leinwände angebracht, die man bei Bedarf runterfahren kann. Hinter den Reihen befindet sich der Projektor. Hinter der Leinwand steht ein Piano. Bei bestimmten Soirees wird ein Pianist aus Bremen gebucht, der, wenn ein Stummfilm gezeigt wird, die Filmmusik hierzu parallel spielt. Bei guten Wetter wird diese Veranstaltung übrigens nach draußen auf den Hof verlagert. Hierzu schiebt man den Projektor auf die draußen liegende Rampe und die Bestuhlung befindet sich dann auf dem Hof.
Zurück zum Innenbereich dieses Raumes. Neben den filmtechnischen Geräten alter Tage, stehen dort auch noch alte funktionierende Akkus (quasi die Antikversionen davon), ein Lautsprecher 2 Meter x 2 Meter, der früher hinter der Leinwand angebracht war, Leuchten und vieles mehr. Die hier gezeigten Fotos geben nur einen Bruchteil wieder. In einem anschließenden Hinterraum kommen wir zur Schnittabteilung. Zwei analoge Schnittpulte stehen dort nicht nur einfach rum. Sie werden nach wie vor benutzt, von beispielsweise Filmstudenten oder Profis, die bestimmte Filme nachbearbeiten wollen. Alles funktioniert noch einwandfrei wie am Tag der Herstellung, denn sämtliche Geräte werden von den Mitgliedern dieses Vereins gewartet und repariert. Neben dem Raum mit den Schnittpulten kommt man zu einer Art kleines Fernsehstudio. MAZ-Geräte, alte Fernsehkameras, unzählige Bildschirme zeigen dem Besucher, wie man früher Fernsehaufzeichnungen gemacht hat. Es war schön zu sehen, wie die schwarz/weißen Bildschirme anspringen und auf einem Gerät war auch das gute, alte Sendeschlußzeichen zu sehen.
Das alles war schon großartig. Aber was mich im Silo des Raiffeisenturms erwartete sprengte alles. Selbst die Mitglieder wissen nicht, wie viele sie genau haben: Filmrollen. Sei es 16mm, 35mm, Super 8 und was weiß ich nicht alles. Hier liegen wahrscheinlich noch wahre Schätze. Ich sah die Filmrollen von BONNIE UND CLYDE, eine GHOSTBUSTERS -TRAILER – Rolle und viele, viele mehr. Soweit das Auge reichte sah man Filme, Filme, Filme. Nicht nur Spielfilme waren dabei (teilweise noch aus den 1920er Jahren). Es gab auch Werbefilme, Dokumentationen und ein Vielzahl an alten Lehrfilmen, wie man sie früher in der Schule sah. Wer erinnert sich nicht daran, dass beispielsweise der Biolehrer mit einer Filmrolle ankam, welches die Paarung tibetanischer Zwergkaninchen zeigt. Dies alles war hier zu sehen.
Ich war nach diesem Tag geplättet ob der gigantischen Auswahl von Technik vergangener Zeiten. Wenn ihr Lust verspürt dieses Museum zu besichtigen (man kann auch vieles ausprobieren) dann könnt ihr es an folgender Stelle bewundern:
KINOMUSEUM VOLLBÜTTEL - MUSEUM FÜR KINEMATOGRAPHIE
Raiffeisenstraße 11
38551 Vollbüttel
Homepage: http://www.kinomuseum.de/